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Meister Petz Silvester

 

 

Ich war Feuer und Flamme. Silvesterparty auf der „Loreley Elegance“ einem exklusiven Fahrgastschiff auf dem Rhein. Im Angebot 4 Übernachtungen mit Halbpension in einem 4 Sterne Hotel in Boppard. :

“ Eine Runde Sache“.

In meinen Gedanken fuhr das Schiff schon am Loreleyfelsen vorbei Tanzmusik von einer Liveband und das Silvesterfeuerwerk wurde in Koblenz am Moseleck gezündet. Ich sagte mir, du musst sofort anrufen. Gedacht getan. Das Läuten des Telefons nahm meiner Meinung nach kein Ende. Endlich meldete sich jemand . "Hotel Festival, Silvaner mein Name," das übliche Prozedere. " Ich möchte gerne das im Internet von Ihnen ausgeschriebene Silvesterangebot buchen! Antwort: "Unser Hotel ist seit einem Monat geschlossen, das Angebot wurde von unsere Seite aus dem Internet entfernt." Upps, mehr ist mir nicht eingefallen.

So leicht gebe ich natürlich nicht auf. Nach etlichen anderen fehlgeschlagenen Silvesterrheinschiff Angeboten machte ich von einem anderen Reinschiff Angebot Gebrauch.

 

Die Suche im Internet ging weiter, und ergab folgendes Silvesterangebot:“ Hotel im bayrischen Fichtelgebirge in Oberfranken“. Buchbar von Dienstag, 29. Dezember 2015 bis Samstag 2. Januar 2016. Meister Petz Hotel in Marktredwitz.

Von Albstadt meinem Wohnort, bis nach Marktredwitz sind es gerade mal 422km. Mein Entschluss stand fest: “Meister Petz Hotel in Marktredwitz“. Anrufen und zwar sofort.

"Meister Petz Hotel mein Name ist Horst Nepper." " Guten Tag Böhm, mein Name," vorsichtig fragte ich nach dem Silvesterangebot. " Es sind noch Plätze frei," antwortete Herr Nepper auf der anderen Seite. "Bitte buchen auf Böhm mit Gattin."

14 Tage später befanden sich die Buchungsbestätigung und die Anzahlungsrechnung im Briefkasten. Das Wort „Anzahlungsrechnung“ hob sich von dem anderen Text deutlich ab.

 

Endlich der 29. Dezember, am Vortag hatten meine Frau und ich schon gepackt und die nach unserer Meinung erforderlichen Sachen im Auto verstaut. Aus Leibtechnischen gründen blieb der Smoking Zuhause. Denn als ich versuchte unter hoher Spannung, wobei das Wort Spannung sich nicht auf Erwartung bezog, die Knöpfe zu schließen, war Atemnot angesagt.

 

Endlich Abfahrt, der Tempomat war auf 130Kmh eingestellt. Die Fahrt nach Marktredwitz verlief bis auf einige kleine Staus und einer Blasenbedingten Rast stressfrei. Nach 5 Stunden erreichten wir das Meister Petz Hotel in Marktredwitz.

Das Navi zeigte zwar den Weg zum Hotel, aber es zeigte nicht an wo sich der Hotelparkplatz befand. "Kein Problem," sagte ich zu meiner Frau. "Wir stehen hier im Halteverbot aber an der Rezeption wird mir sicher gleich weitergeholfen. "

 

An der Rezeption angekommen, dachte ich, du bist verkehrt, du bist im Bahnhof der sich genau gegenüber des Hotels befindet. Die Rezeption sah aus wie ein Fahrkartenschalter.

Auf der Uhr über dem Fahrkartenschalter, oh Entschuldigung, über der Rezeption war es gerade 15.35 h. Laut Buchungsbestätigung Check in ab 14.00 h. " Einen wunderschönen guten Tag wünsche ich Ihnen. Mein Name ist Böhm, meine Buchung für das Silvesterangebot müsste Ihnen vorliegen. Zuerst eine Frage, mein Auto steht vor dem Hotel im Halteverbot, würden sie mir den Weg zu dem Hotelparkplatz weisen? Wegen der Anmeldung komme ich dann auf sie zu. " "Böhm, sagten Sie, Moment ja eine Buchung auf ihren Namen ist bei uns eingegangen. Sie haben Zimmer 306 das Frühstück gibt es bei uns von 7.00 – bis 10.00 h." Innerhalb einer Minute rasselte sie das komplette Angebot herunter. "In dieser Folie, die ich Ihnen jetzt überreiche, ist die Hotelanmeldung die sie mir später ausgefüllt zurückgeben, und das komplette Angebot noch einmal schriftlich." Eigentlich hätte mir fürs erste die Wegbeschreibung zu dem Hotelparkplatz schon genügt." Denn nach 5 Stunden Autobahnfahrt ist es schwer ein 5 Tage Programm in einer Minute im Kopf aufzunehmen. Wer hätte das gedacht, endlich gab sie Antwort auf meine Frage: „ Nächste Querstraße rechts dann ist dort die Einfahrt."

Als ich wieder im Auto angekommen war, fragte meine Frau: " Wo warst du denn so lang, gab es Probleme?" " Später!" Sagte ich zu ihr, "zuerst nächste Querstraße rechts auf den Parkplatz und dann ab aufs Zimmer." Wir konnten unser Zimmer, das im 3 Stock des Hotels lag, samt Gepäck mit dem Fahrstuhl erreichen. Es machte einen sehr gemütlichen Eindruck, meine Erleichterung war mir anzusehen. "Warum atmest du den so stark aus, war der Gepäcktransport so anstrengend für dich", fragte meine Frau. "Ich dachte nur dass unser Zimmer so ähnlich wie die Rezeption aussieht," antwortete ich. Das Warum würde sie später selbst sehen.

Unser Gepäck war schnell verstaut, nun konnte ich mich den Papieren in der Folie zuwenden. Die Anmeldung war schnell ausgefüllt, wie üblich musste ich meine Frau mal wieder nach ihrem Geburtstag fragen. Nun lag das komplette Silvesterangebot vor mir:

 

 

 

 

 

Silvester im Meister Petz Hotel Fichtelgebirge

 

29.12.2015 Empfangscocktail

Di 17-18 Happy Hour an der Hotelbar

ab 18 h Abendessen : Buffet

30.12.2015 ab 7 h reichhaltiges Frühstück vom Buffet

Mi 10 h geführte Winterwanderung durch die Region

( Dauer ca. 1,5 Std. - bitte festes Schuhwerk)

12 h Eintopfessen

ab 18 h Abendessen: romantisches Candle-Light-Dinner

31.12.2015 ab 7 h reichhaltiges Frühstück vom Buffet

Do 12 – 14 h Kartoffelfeueressen

19 h Shuttle zur Fichtelgebirgshalle Wunsiedel

(Treffpunkt Rezeption)

Einlass zur Silvestergala mit Aperitifempfang

20 h Beginn der Silvesterfeier:

kalt-warmes Silvester-Gala-Buffet

Bier, Tischweine, alkoholfreie Getränke incl.

Neujahrssekt

Tanz, Stimmung, Show-Acts und Live Musik

Mitternachtssuppe und Krapfen

öffentliches Silvesterfeuerwerk im Ort

1.30 h Retour- Shuttle nach Marktredwitz

01.01.2016 ab 8 h Katerfrühstück/

Sauerbrunch bis 12 Uhr

Fr 17 h Fackelwanderung (ca. 30 Min.)

mit anschließendem Glühweinstopp

ab 18 h Abendessen: 3-Gang-Wahl-Menü.

02.01.2016 ab 7 h reichhaltiges Frühstück vom Buffet

Check out bis 11 Uhr. 

 

Meister Petz Hotel wünscht alles Gute zum neuen Jahr

 

 

 

 

Es ist 17 Uhr, ab in die Hotelbar unser Silvester beginnt schon am 29.12. Erstaunen meinerseits, keine Gäste, keine Bedienung in der Bar, es ist doch Happy Hour. Bis jetzt glaubte ich noch an schöne Tage mit Gleichgesinnten. Bestimmt sind wir zu früh, mein Durst, meine Ungeduld und der Empfangscocktail hatten mich in die Bar getrieben. Die anderen Gäste werden gleich erscheinen. Bei einem Empfangscocktail in gemütlicher Runde mit den anderen Gästen denke ich, werden wir begrüßt und bekommen Informationen über den Ablauf. Es kam eine junge Dame, auf meine Frage: "Empfangscocktail, Info, Gäste," bekam ich folgende Antwort: „Entschuldigung ich komme gerade aus dem Urlaub der Empfangscocktail wird am Tisch beim Abendbuffet serviert, haben sie sonst noch einen Wunsch?". Das erste Upps:

„Ich hätte gerne ein Bier, für meine Frau bitte einen Caipirinha“. Sie müssen sich noch einen Moment gedulden." Der Moment dauerte 10 Minuten, immerhin mein Bier hatte ich schon mal, kleinlaut fragte ich nach dem Caipi für meine Frau. Zum zweiten Mal sagte sie "Moment." Moment ist bestimmt das meistgebrauchte Wort an der Bar. Wer hätte das gedacht, der Caipirinha wurde serviert. Oh Graus nur Crash Eis im Glas, wo ist denn der Caipi? Ganz unten im Glas war eine flüssige Substanz, immerhin ein Trinkhalm ragte aus dem Glas heraus. Nachdem meine Frau das erste mal über dem Trinkhalm versucht hatte etwas von der Flüssigkeit, die sich unter dem Crash Eis befand, in sich hineinzusaugen, verzog Sie ihr Gesicht. "Schmeckt dir der Caipi?" fragte ich. „Schmeckt bitter kein Caipi“

Es ist mittlerweile 18 Uhr laut Ablaufplan Abendbuffet. "Schreiben sie die Drinks auf Zimmer 306," sagte ich zu der Bittercaipilady. "Es tut mir leid, das kann ich nicht, ich muss immer gleich kassieren." Upps, die „ Pseudo Bardame “ eines angeblich über 4 Sterne verfügenden Hotels war nicht in der Lage die Rechnung eines Hotelgastes aufs Zimmer zu schreiben. Es kommt noch besser. " Sie hatten einen Caipirinha und ein Bier, macht zusammen 8,50 Euro. "Es ist doch Happy Hour zwei Drinks vor One?" " Nur wenn sie 2 Cocktails trinken nicht bei Bier." Am ersten Abend wollte ich mich nicht ärgern, es wurde bestimmt besser. Meine Frau und ich verließen die Pseudobar und machten uns auf den Weg zum Abendbuffet. Die Tische waren mit Namensschildern versehen. Da wir beide des Lesens kundig waren, setzten wir uns an dem Tisch mit dem Namensschild Böhm. Eine nach außen hin freundliche Bedienung begrüßte uns höflich und fragte ob sie den Empfangscocktail servieren dürfe. "Ich bitte darum," antwortete ich. Meine Augen traten fast aus den Höhlen, der Empfangscocktail bestand aus einem Glas mit billigen Rotkäppchensekt. Nach und nach nahmen die anderen Gäste an den Tischen Platz. Das Buffet war angerichtet es bestand aus drei verschiedenen Hauptgängen. Der erste Schnitzel, der zweite gefülltes Hühnerbrustfilet, der dritte Spaghetti mit irgendwas. Die Gäste begannen sich am Buffet zu bedienen, aus der Küche kam ein in weiß gekleideter junger Mann, er machte einige Gäste auf sehr rüde weise darauf aufmerksam dass sie sich auf der seiner Meinung nach falschen Seite des Buffets befanden. Ferner erfuhren wir auf die gleiche Art und Weise dass zuerst die Suppe direkt aus der Küche serviert wird. Keiner aus der Bedienungscrew hat uns das wissen lassen. Es konnte nur besser werden.

Nach einer ruhigen Nacht begann für meine Frau und für mich der Morgen mit einer heißen Dusche. Danach war Frühstück angesagt. Die morgendliche Stärkung war notwendig denn um 10 h sollte die geführte Winterwanderung starten. Um 9,55 Uhr standen wir und die anderen Gäste mit festen Schuhwerk am Fahrkartenschalter, Sorry Rezeption, zum Abmarsch bereit. Unser Scout, dem Slang nach ein echter Franke, erklärte uns den Weg den er mit der letztjährigen Gruppe gegangen war. Er vergaß sich vorzustellen. Was er nicht vergaß war, uns darauf aufmerksam zu machen, dass wir jederzeit bei Ermüdung umkehren können, denn im letzten Jahr hatten das einige Gäste auch gemacht. Auch vergaß er die Anzahl der teilnehmenden Winterwanderer in unsere Gruppe festzustellen. Wir liefen los, das Wort "liefen" habe ich nicht aus Versehen gebraucht, denn das Tempo war nicht gerade einer gemütlichen Winterwanderung angepasst. Nun konnte ich auch das Umkehren der Gäste besser verstehen. Nachdem wir eine halbe Stunde durch die Stadt gelaufen waren, legte unser Scout für die vorweg laufenden eine Rast ein. Denjenigen die nicht mit seinem Winterwanderungstempo mithalten konnten empfahl er, nachdem sie bei der Hauptgruppe angekommen waren, hier den Weg nach rechts zu gehen. Er könne nicht immer Rücksicht auf alle nehmen und die Hauptgruppe würde sie bei dem Tempo auf dem Rückweg sowieso einholen. Nachdem der Scout ein drittel der Gruppe auf unnachahmlich nette und einfühlsame Weise nach Hause geschickt hatte, wendete er sich den verbleibenden zweidrittel der Gruppe zu. Nach einem Blick auf seine Uhr sagte er: „ Eine halbe Stunde, wir sind gut in der Zeit “. Sein Gesichtsausdruck strahlte Stolz über seine bisherige Leistung aus. "Der nächste Abschnitt führt uns durch den Wald, lasst uns starten." Jetzt wusste ich, er glaubte bestimmt mit einem Geschwader Raketen unterwegs zu sein. Das Traurige daran war, dass es Leute in der Gruppe gab, die Stolz darauf waren mit „ Herren Scout “ mitzuhalten. Auch meine Frau und ich waren aus der Puste aber die Neugierde auf das was „ Herr Scout “ an Überraschungen zu bieten hatte, lies uns Flügel wachsen. Nach einer weiteren halben Stunde Flugzeit, der Weg führte das Geschwader durch aufgeweichten zum Teil morastigen Waldboden, waren wir endlich am Ziel. Bitte glaubt mir, mit der Beschreibung des Zieles, das von unserem „ Herren Scout“ bestimmt nach tagelanger Ermittlung gewählt wurde, werde ich stark untertreiben. Hört und glaubt mir es war eine Ruine, nicht etwa mit romantischer Vergangenheit, nein es war eine Ruine eines für acht Millionen im Jahr 1969 erstellten Kinderkurheimes das seit 2003 nicht mehr genutzt wurde, verfiel und zum Teil auch mutwillig durch Kannibalismus zerstört worden war. Nun konnte ich nicht mehr anders, ich musste dem „ Herren Scout" mein Lob und meine Anerkennung über das von Ihm ausgewählte Ziel der bis jetzt einstündigen Wanderrallye aussprechen. Ich sagte Ihm: „ Noch nie habe ich ein schöneres Ziel bei einer so gemütlichen Waldwanderung besuchen dürfen „. Nach diesem von mir ausgesprochenen Lob drehte ich mich abrupt um und versuchte möglichst viel Abstand zwischen mir und „ Herrn Scout “ zu bekommen. Denn ich war an einem Gespräch mit ihm genauso interessiert wie wenn in China ein Sack Reis umfällt. Auf dem Heimweg machte ich mir meine Gedanken über „ Herren Scout „. Bestimmt hat er in der Volksschule nicht mehr Klassen geschafft als die Eisenbahn ihren Gästen zu Verfügung stellt. Bestimmt ist er auch auf dem höchsten Berg des Fichtelgebirges geboren. Übrigens zu Ihrer Info, der höchste Berg des Fichtelgebirges ist der Ochsenkopf. Nachdem ich mich mit diesen Gedanken selbst beruhigt hatte, wurde ich zufriedener mit meinem Schicksal.

Auf dem Rückweg dieser von „ Romantischen Highlights „ übersäten Winterwanderung wollten meine Frau und ich keinen Raketenstart mehr hinlegen um bei der Gruppe zu bleiben. Dem Tempo nach waren die beim „ Herren Scout „ verbliebenen Winterwanderraketen meiner Meinung nach auf der Flucht. Fliehen wollte auch der Großteil der anderen Wanderer nicht.

Um 11.55 h erreichten wir das Hotel, die Freude auf einen deftigen Eintopf teilten wir mit den anderen Gästen. Von Insidern erfuhren wir dass es sich um eine Gulaschsuppe handeln sollte. Wir nahmen an dem Tisch, auf dem ein Schild mit der Aufschrift "Böhm"stand Platz. Eine wie immer nach außen hin freundliche Bedienung fragte uns, was wir trinken wollen und ob sie die Suppe servieren darf. "Für mich ein dunkles Hefe, für meine Frau eine Weißweinschorle." Die Bedienung gebrauchte den Ausdruck "Suppe," nicht Gulaschsuppe, Erbsen- Linsen- oder Kartoffel-, nein sie sagte nur "Suppe."

Es hätte mich aufmerksam machen sollen. Die Schorle und das Bier wurden serviert. Aus meinem Weizenbierglas, das nur zu zwei Drittel mit Bier gefüllt war, denn der Rest des Glases wurde für Bierschaum genutzt, der aus dem Glas quoll. Es hörte gar nicht mehr auf zu quellen, als die Tischdecke ihren Anteil von Schaum abbekam, versuchte ich durch trinken den noch sauber verbleibenden Rest der Tischdecke zu retten. Meine Geschmacksknospen schlugen in dem Augenblick Alarm als durch den Schaum endlich das Bier meinen Gaumen erreichte. Warmes Bier, Schock schwere Not das ist bei weitem das schlimmste was einen Biertrinker, aus meiner Sicht passieren kann. Vorsichtig stellte ich das Glas beiseite, denn mit so einem Bier wollte und konnte ich mich nicht anfreunden. Die Bedienung servierte die Suppe. Doch bevor ich mir die Suppe schmecken lies, wollte ich das mit dem Bier klären. "Habt Ihr in eurem vier Sterne Hotel keine Kühlschränke mein Bier ist warm und für mich ungeniessbar." Keine Reaktion, die Warmbierserviererin ging weiter. Meine Frau war der Meinung ich solle es dabei belassen. Sie hatte Recht, die Zeit war einfach zu schade um sich wegen solchen Dingen einen Igel in den Bauch zu setzen. Als ich gerade dabei war mich über die Suppe herzumachen, erschien die Warmbierserviererin an unseren Tisch. " Ich bringe ihnen ein neues Glas Bier, es wird aber eine Weile dauern bis es Trinktemperatur hat." Natürlich machte ich von dem überraschenden Angebot Gebrauch. Die Folgen konnte ich da noch nicht absehen. Jetzt endlich wollte ich mir die „ Suppe „ schmecken lassen. Die kleinen Suppenschalen machten nach außen hin einen durchaus guten Eindruck, kein Wunder Marktredwitz ist nur 15 Autominuten von Selb der Deutschen Porzellanstadt entfernt. Wenn da nicht die „ Suppe „ gewesen wäre. Es war sehr schwer zu deuten welche Art Suppe sich in den Porzellanschalen befand. Inzwischen hatte das Bier Trinktemperatur erreicht und wurde mir mit der seltsamen Frage: „ Ist es jetzt recht für Sie? „ serviert. Zurück zur Suppe. Ich warf einen Blick in die Porzellanschale, rein Optisch konnte ich über die Art der Suppe keine Aussage machen. Normal sieht man bei einer Gulaschsuppe den Boden der Porzellanschale nicht, denn sie ist eher von einer dickflüssigen Konsistenz. Bevor ich mir weitere Gedanken über Art und Herkunft der Suppe machen konnte, erschien die Warmbierserviererin wieder an unsern Tisch: „ Schmeckt Ihnen das Bier jetzt ?„ Keine Reaktion meinerseits denn wie gesagt: Keinen Igel in den Bauch. Ich wendete mich der Suppe zu. Die Transparenz und der Geschmack dachte ich, würde jeden Maggiwassertrinker beeindrucken. Ein Suppenratespiel hätte die Atmosphäre bestimmt etwas gelockert. Einen Preis, einen Pokal, egal was und in welcher Höhe, es wäre für den Veranstalter kein Risiko gewesen. Die Chance diese Suppe zu erraten ist genauso groß wie ein Sechser im Lotto.

„ Schmeckt Ihnen das Bier “? weiter lies ich die Warmbierserviererin nicht kommen. Scheiß auf den Igel im Bauch dachte ich mir, denn jetzt reicht es. „ Glauben sie nicht das es langsam genug ist. Wenn sie keine konstruktive Kritik vertragen können, dann lassen sie es doch bitte nicht an den Gästen aus“. Sie errötete und ging auf der Stelle. Ich hatte die Suppe verschmäht, denn das essen dieser Suppe hätte mein Magen bestimmt mit einer Revolte quittiert. Außerdem verfügte mein Inneres noch über genug eigene Nahrung, ich sage nur Smoking. Wir gingen auf unser Zimmer es war mittlerweile 14 Uhr geworden, etwas Ruhe und Erholung nach der anstrengenden Winterwanderung würde unser Körper bestimmt positiv quittieren. Wir mussten fit sein, denn ab 18 Uhr war das romantische Candle-Light-Dinner angesagt. Duschen und in die für diesen besonderen Anlass entsprechende Garderobe schlüpfen, war für uns normal. "Lass uns vorher noch an der Bar einen Aperitif zu uns nehmen," sagte ich zu meiner Frau. An der Bar angekommen waren wir wieder die einzigen Gäste. Es begrüßte uns eine andere Bardame, ich fragte nicht nach dem Verbleib der Bittercaipilady.

“ Wir hätten gerne bevor wir zu dem Candle-Light-Dinner gehen einen Aperitif getrunken, bitte zwei Campari Orange." „Einen Moment“. Immerhin nach fünf Minuten bekamen wir unseren bestellten Aperitif serviert. Meine Gedanken waren schon beim romantischen Candle-Light-Dinner. Hand aufs Herz, was gibt es schöneres als bei romantischen Ambiente sich mit herzförmigen Pupillen einfach nur in die Augen zu sehen um die Liebe neu zu entfachen. Ich spürte schon wie das Feuer in mir erwachte. "Karl es ist 18 Uhr wollen wir uns nicht zu dem Dinner begeben," hörte ich meine Frau sagen. „Zwei Campari Orange macht neun fünfzig“.

Es war als ob du mit einer Keule aus einem Traum geholt wirst. Trotz Happy Hour, die Dame an der Bar kassierte wieder zwei Drinks. Ich hatte es aufgegeben mich über solche Lappalien aufzuregen denn so etwas und da war ich mir mittlerweile sicher, ist in diesem Hotel an der Tagesordnung. Am Tisch angekommen versuchte ich mir romantisches Ambiente vorzustellen. Meine Fantasie müsste mit 200 Prozent arbeiten um das „ Meister Petz Hotel „ Ambiente zu verstehen. Es war an unserem Tisch keine Veränderung festzustellen. Oh ich habe vergessen, es lag ein von einem PC ausgedruckter Zettel auf der Tischdecke, auf diesem Zettel war die Menüfolge. Nach dem ich den Zettel gelesen hatte, war das für mich keine Menüfolge und kein Dinner. Es war ein Speiseplan wie du ihn bei der Heilsarmee am Bahnhof gegenüber bekommst. Aber darauf komme ich später noch einmal zurück. Am Tisch befand sich ein wahrscheinlich für „ Meister Petz“ genügend für Ambiente sorgendes Detail, “ Ein Hindenburglicht“. Benannt nach Paul von Hindenburg dem Generalstabschef des Heeres und ersten Reichspräsidenten anno 1925. Früher wurden diese Lichter als Notbeleuchtung in Bunkern und Schutzräumen verwendet. Heute gehörten Sie zum „ Meister Petz“ Ambiente.. upps, nun zurück zu dem Speiseplan. Ganz oben stand als Entree festliches Pilzcremesüppchen mit Steinpilzen. Serviert wurde eine Maggisuppe mit der Konsistenz einer angeblichen Gulaschsuppe. Das einzige was diese Suppe hatte war der künstliche Pilzgeschmack. Pilze egal welcher Art waren nicht zu finden. Hauptgang: Penne con Pollo, es klingt einfach besser als auf ein Spaghettinest gelegtes mit Käse überbackenes Stück von einem Huhn. Denn das wurde uns gereicht. Ein Lebkuchenparfait sollte der krönende Abschluss des Candle-Light-Dinners sein. Da bei einem solchen von der Firma Eismann bezogenem Dessert nicht mehr viel falsch zu machen geht, war das Parfait durchaus genießbar. Für dieses Meister Petz romantische mit diesem in Bunker- und Schutzraumambiente ausgestatteten Candle-Light-Dinner hätte als Outfit auch ein Trainingsanzug genügt. Bestimmt versteht Meister Petz unter Candle-Light-Dinner, „Ein leichtes Essen an der Kanalisation“. Es konnte jetzt eigentlich nicht mehr schlechter werden denn dass es nur noch besser werden konnte, glaubte ich nicht mehr.

 

Neuer Tag neue Erwartungen. Es ist der 31 Dezember. Frühstück und danach ein kleiner Ausflug nach Selb, der Porzellanstadt in Oberfranken. Ein Besuch des Porzellanikon, dem staatlichem Museum für Porzellan war angesagt. Laut Auskunft der Hotelrezeption sind die Öffnungszeiten heute von 10 Uhr bis 13 Uhr. Dort angekommen waren wir, wie in der Bar unseres Hotels allein. Das Museum hatte geschlossen. Es gibt aber in Selb noch das Rosenthal Outlet-Center. Dank Navi waren wir in kurzer Zeit vor Ort. Der Besuch dieses Centers hat sich gelohnt, noch nie haben meine Frau und ich schönere Tischkultur bewundern können. Nach einer Besichtigung fuhren wir zurück zum Hotel. Es war mittlerweile 14 Uhr, für einen kleinen Stadtbummel würde die Zeit noch reichen. Denn um 19 Uhr trafen wir uns vor dem Hotel. Dort erwartete die ganze Gruppe ein Shuttlebus der uns in die Fichtelgebirgshalle nach Wunsiedel bringen sollte denn dort fand ab 20 Uhr die Silvestergala statt.

Pünktlich standen wir im entsprechenden Outfit mit den anderen Gästen die auch zu dieser Gala wollten, vor dem Hotel. Als ich dann den Shuttlebus erblickte , wusste ich, die Gala wird Spitze. Meine Sorgen die ich nach meinen bisherigen Erfahrungen mit der Organisation von Meister Petz hatte, waren nach dem Anblick des Shuttlebuses wie weggeblasen. Auf dem Bus stand in großen Buchstaben „Biersack“, für mich war das ein gutes Omen. Dieses gute Omen blieb uns nach dem wir in der Fichtelgebirgshalle angekommen waren Treu bis ins neue Jahr. Musik war Super, das Galabuffet konnte nicht besser sein, kurz gesagt ein gelungener Silvesterabend der lange Zeit ins neue Jahr reichte. Aber zu diesem Abend brauchte Meister Petz nur die Karten besorgen.

Der 1. Januar 2016 gegen 10.30 h Morgentoilette. Den Blick in dem Spiegel hätte ich besser bleiben lassen sollen. Ich fragte meine Frau ob wir noch jemand mit aufs Zimmer genommen haben. Nachdem wir beide uns entsprechend lange gestylt hatten, versuchten wir vorsichtig den Frühstücksraum zu erreichen. Geschafft, von Bissen zu Bissen kehrten wir immer mehr ins Leben zurück. Ich sagte meiner Frau für diesem Zustand sind wir nicht verantwortlich der Verantwortliche, ich nannte ihn beim Namen: „Heißt Dr All Inclusiv“, den wir am Vorabend kennengelernt hatten. Nach dem Frühstück wählten wir dann an der an der Rezeption das „ Menü “ für den Abend aus. Es standen drei zur Auswahl. Schnitzel, Schweinebraten und mal wieder etwas vom Huhn. Maggisuppe und Dessert waren bei allen drei Menüs gleich. Meine Frau wählte Schnitzel und ich entschied mich für den Schweinebraten.

Frische Luft würde uns jetzt bestimmt helfen, wir entschlossen uns ein kleine Wanderung zu machen. Ins Hotel zurückgekehrt zogen wir es vor etwas an der Matratze zu horchen. Zum Start, der um 17 Uhr beginnenden romantischen Fackelwanderung waren wir pünktlich zur Stelle. Auf eine Fackel verzichteten wir beide. Ich war eigentlich nicht auf die Fackelwanderung sondern auf den anschließenden Glühweinstopp fixiert. Die Wahl die Fackeln anderen zu überlassen war Goldrichtig. Die „ Romantische Fackelwanderung „ führte die Gruppe durchs Industriegebiet von Marktredwitz. Ich konnte romantische Laderampen, Lkws und sonstige Dinge die für eine romantische Fackelwanderung durchs Industriegebiet erforderlich sind bestaunen. Der für mich an der Fackelwanderung wichtige Teil, "Glühweinstopp" wurde im Hotel serviert. Danach „ Wahlmenü „. Die Beschreibung erspare ich mir, mit ein bisschen Fantasie kann sich jeder den Ablauf und die Qualität denken. Eins ist aber noch erwähnenswert, an dem Salatbuffet durften sich nur die Gäste bedienen die sich ein Schnitzel ausgewählt hatten. Für alle anderen galt: Du wollen Salatbuffet du musst extra zahlen. Nachdem ich dann zufällig erfahren habe, dass der Koch„ Geier „ heißt, konnte ich die Qualität des Essens besser verstehen. Jeder weiß doch ,was der Geier für ein Vogel ist, und welche Nahrung er zu sich nimmt. Samstag 02.01.2016. Schnell unser Gepäck in den Buggy verstauen, schnell Frühstücken, schnell an der Rezeption auschecken und nichts wie weg.

 

Diese Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit. Im Nachhinein würde ich das Hotel gern in „ Meister Nepp Hotel „ umbenennen und einige Sterne als Schnuppen abstürzen lassen.

 

 

 

 

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Publication Date: 02-17-2016

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